Pressemitteilung - Berlin - Lichtenrade, den 13. Oktober 2013

Es gibt Legenden, die halten sich hartnäckig. Generationen von Kindern wurden mit Spinat gequält, weil ein nachlässiger Wissenschaftler die Kommastellen falsch berechnet hatte. Ähnlich verhält es sich mit der Legende der ständig beschworenen „Nordumfliegung“ der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow entlang der L76, welche prompt und scheinbar kritiklos von vielen übernommen wird, selbst von Marcel Hoffmann in seinen neuesten Routenvorschlägen.

Offensichtlich sind für den Bürgermeister der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow die Gemeindeteile Roter Dudel und Mahlow-Waldblick lästige Anhängsel, so wie der Wurmfortsatz des menschlichen Darms. Denn eben diese würden bei der von ihm propagierten ominösen „Nordumfliegung“ überflogen werden, ebenso wie der große Siedlungsbereich „Himmel auf Erden“ entlang der L76 - mithin wären ca. 4.000 Gemeindemitglieder neubetroffen.

Diese Handlungen des Bürgermeisters Ortwin Baier tragen für viele Gemeindemitglieder den Charakter einer Spaltung der Gemeinde. Mit der propagierten Nordverschwenkung würde im Endeffekt also eine Verlagerung des Fluglärms innerhalb der Gemeinde erfolgen. Doch damit nicht genug – zusätzlich würde auch Berliner Stadtgebiet, u.a. der Bezirk Lichtenrade überflogen werden.

Wer den Ausführungen des Vertreters der DFS während der Verhandlung vor dem OVG am 19.9.2013 aufmerksam folgte, konnte erfahren, dass die „Slalom-Route“ im Normalbetrieb einhergehen würde mit einer Abweichungstoleranz von jeweils einer nautischen Meile, also ca. 2km nach beiden Seiten. Dies wiederum würde einerseits bedeuten, dass die Entlastung des Kerngebietes von der geraden Route geringer als erhofft ausfallen dürfte – andererseits eine wesentlich größere Zahl an Neubetroffenen in Lichtenrade entstehen würde.

Zusätzlich nimmt die Steigfähigkeit eines Flugzeuges bei Kurvenflügen ab – in der Konsequenz bedeutet dies, dass die unter der Flugbahn wohnenden Anwohner, auf einer längeren Strecke als beim Geradeausflug, mit stärkerem Lärm überzogen würden.

Und dieser Schildbürgerstreich wird dann komplett, wenn man einen Blick in den Flächennutzungsplan der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow vom 20.12.2011 wirft. Das nördliche Gebiet entlang der L76, welches nach Wünschen des Bürgermeisters Baier dann überflogen werden würde, wird dort als „außerhalb der Siedlungsbeschränkungszone und außerhalb des Tag- und Nachtschutzgebietes des Flughafens“ gepriesen.

Im Endbericht des Städtebaulichen Rahmenplanes Mahlow-Nord vom 10.05.2012 (S.10, unten) wird beschrieben: „Ein Vorteil des Standortes ist zudem, dass er sich außerhalb der An- und Abflugschneisen des künftigen Flughafens BBI befindet. Es böte sich somit auch die Gelegenheit an dieser Stelle Kita bzw. Schulplätze als Ersatz für die in Zukunft verlärmten Gemeindebereiche einzurichten.“ Diese Vorteile wären dann leichtfertig verwirkt.

Und so ganz nebenbei würde sich Blankenfelde-Mahlow nicht nur der „sogenannten Doppelbelastung“ entledigen – sondern die Gemeinde hätte die Hauptlast von mehr als 2/3 des Fluglärms – nämlich den stärkeren Lärm der Abflüge – nach Norden verschoben und damit den Neubetroffenen in Mahlow-Nord und in Lichtenrade im Süden Berlins den Bärenanteil der Lärmfracht aufgehalst!

Die Bewohner des Kerngebietes von Blankenfelde-Mahlow haben bei ihrer Niederlassung von den niedrigen Immobilienpreisen profitiert – der Lärmabschlag war spätestens seit dem Planfeststellungsbeschluß von 2004 eingepreist. Trotz der Hinweise auf den zu erwartenden Fluglärm, hat sich die Neu-Besiedelung des Kerngebietes deutlich erhöht. Trotz entsprechender Vermerke in den Baugenehmigungen hat sich somit die Zahl der Schwerstbetroffenen erheblich ausgeweitet.

Die Neuansiedler von Lichtenrade und Mahlow-Nord hingegen mussten ihre Standorte außerhalb der festgelegten Flugrouten und außerhalb des Tag- und Nachtschutzgebietes mit wesentlich höheren Aufschlägen bezahlen. Sie profitieren also nicht nur nicht von den Schallschutzvorgaben des Planfeststellungsbeschlusses wie bspw. das Kerngebiet von Blankenfelde-Mahlow, sondern hätten zudem hohe wirtschaftliche Verluste zu realisieren.

Angesichts dieser Umstände würde ihr Vertrauen in politische Aussagen, Verwaltungsauskünfte und rechtsstaatliches Handeln nachhaltig erschüttert und beschädigt. Die Bürger von Lichtenrade und Mahlow-Nord werden sich nicht mit Überflügen abfinden – weder am Tag noch in der Nacht.

Bernd Röstel
Sprecher des Sprecherrates

 

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